„Was trägt?“

Predigt –  Gedankengang 1

„Merkst du denn nicht, dass deine Mutter tot ist?“ sagt Onkel Bamba zum 12 Jahre alten Felix. „Tot, mein Junge, eindeutig tot. Deine Mutter reagiert auf nichts. (…) Was sagt der Arzt?“ „Dass sie unter einer Depression leidet.“ Onkel Bamba riss die Augen auf und rief: „Was ist das, eine Depression? So was haben wir in Afrika nicht.“ „Das ist eine Krankheit, bei der man niedergedrückt ist. Die Ärzte benutzen den Ausdruck „Depression“, wenn jemand plötzlich trübseliger ist als am Tag zuvor, ohne dass sich irgendetwas verändert hätte; die Lustlosigkeit belastet, überschwemmt und blockiert alles.“ „Welche Behandlung schlagen sie vor?“ „Antidepressiva“. „Funktioniert das?“ „Das siehst du ja.“ Wir betrachteten Mama, die sich auf den Schemel gesetzt hatte -… wie eine Puppe, die der Puppenspieler zurückgelassen hat… Keinerlei Kraft hielt die Teile von Mama noch zusammen. Onkel Bamba fuhr leise fort: „Falsche Diagnose. Ich garantiere dir, dass Fatou tot ist. Du wohnst mit dem Zombie deiner Mutter zusammen.“ „Hör auf!“ wehrt Felix ab. Er ist völlig verzweifelt. Er liebt seine Mama Fatou von ganzem Herzen und kann es kaum ertragen, sie in diesem Zustand zu sehen. Bevor sie in die Depression geraten ist, war sie eine ganz und gar lebenslustige Frau:  „Lebhaft, sprühend, neugierig, strahlend, gesprächig, zwitscherte sie mit seidenweicher, fülliger, frischer Stimme, der ihr tropischer Akzent eine gewisse Weichheit verlieh, staunte, empörte sich, interessierte sich für alles, lachte über die meisten Dinge, küsste mich ab…“

Madame Fatou betreibt seit Jahren ein liebenswertes kleines Café in der Rue Ramponneau im Pariser Stadtteil Belleville: Sie war so umsichtig gewesen, ihr Café Büro zu nennen; auf diese Weise konnte ein Stammgast, der an der Bar mit seiner Ehefrau, seinem Ehemann, seinem Mitarbeiter, seinem Chef telefonierte, auf dessen Frage, wo er sich befinde, ganz offen antworten: „Im Büro“…. Mama verstand es, die Gegenstände, die Tiere und die Leute einzuschätzen.

Madame Fatou war sehr gut darin, in ihrem „Büro“ eine angenehme Atmosphäre unter den Gästen herzustellen und ihr Leben positiv zu beeinflussen. So gibt sie bspw. der bezaubernden aber leider furchtbar schüchternen Eurasierin Mademoiselle Tran den Hinweis, ihren Hundewelpen einfach „Monsieur“ zu nennen. Seit sie ihren Hund auf der Straße bei diesem Namen ruft, erfreut sie sich vieler Verehrer, die sich auf ihr „Monsieur!“ hin überrascht zu ihr umgedreht haben. Mit Menschen wie Mademoiselle Tran, verhinderten Philosophen,  liebenswerten Kauzen und einem Transvestiten mit einer Gabe für die Buchhaltung wächst Felix in einem bunten, liebevoll-schrulligen Umfeld auf. Es geht ihm gut, wie es ist.

Sie hatte mich Felix genannt, überzeugt, dass mein Vorname – („felix“ bedeutet glücklich auf Lateinisch) – mir ein glänzendes Schicksal bescheren würden. Sie hatte ohne Frage recht… Wir beide waren glücklich in unserer Mansardenwohnung… Mama zog mich allein auf, denn sie hatte mich mit dem Heiligen Geist gezeugt. Félicien Saint-Esprit (zu Deutsch: Heilig-Geist), der Vater von Felix, war Kapitän eines Handelsschiffs und stammt von den Antillen. „Einem Schöneren als dem Heiligen Geist bin ich nie begegnet!“ rief meine Mutter oft, „überall schön.“ … Sie betrachtete die Männer mit dem Blick eines Fussballtrainers, der seine Spieler nach ihrer Eignung für die ihnen zugedachte Aufgabe auswählt. Und damit reichte es ihr dann auch an Verbindlichkeit: Der Heilige Geist hatte seine Aufgabe als Erzeuger erfüllt, sollte aber fortan keine Rolle mehr spielen. So verschwieg Madame Fatou nach einem Umzug dem Vater einfach die neue Adresse und der Kontakt riss ab. Felix, den sie im Viertel wegen seiner Herkunft scherzhaft „Jesus“ nennen, machte das nichts aus, er war glücklich. Felix – der Glückliche.

Hat man sich jemals überlegt, wo die Gefahr lauert? Kann man sich vorstellen, was unser Leben zerstören wird? Ich hatte nichts geahnt. Ich hatte das Gefühl, unser Leben würde immer so weitergehen, fröhlich, drollig, zärtlich, bis zu dem Tag, an dem ich unsere Wohnung verlassen würde, um mit meiner Frau zusammenzuleben. Ich würde Mama Kummer bereiten, indem ich sie verließ; ich ahnte nicht, eine Minute, dass ich schon bald weinen würde, weil Mama mich im Stich lassen würde. Plötzlich aber bietet sich für Fatou die Chance, den Krämerladen von Monsieur Tchombé neben dem Café zu übernehmen und sich damit zu vergrößern – aber alles läuft schief und Fatou steht vor einem finanziellen Desaster. Mama begann vor Verzweiflung zu brüllen, Beleidigungen auszustoßen, den Himmel anzurufen, zu jammern, zu schluchzen. An diesem Nachmittag drückte sie ihr Unglück auf sehr gesunde Weise aus. Ich konnte nicht voraussehen, dass ich eines Tages bedauern würde, dass Mama nicht mehr weinte.

Sie verfiel in die Manie des Zählens. Sie zählte alles: Die Gäste, die Kaffees, die sie ausgab, die Servietten, sogar die Erdnüsse. Dann zählte sie die Einnahmen und verpackte sie in Verstecken im Haus und hob alles Geld von der Bank ab. Als sie Monsieur Tchombé berichten musste, dass sie seinen Laden nicht würde kaufen können, brach er zusammen und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Sie war überzeugt: „Ich habe ihn getötet.“ An dem Tag schloss Mama das Büro und verkroch sich in ihrem Zimmer. Am nächsten Morgen arbeitete sie wieder, ohne ein Wort zu sagen. (…). Mit dem Verstummen kamen Mama nicht nur die Worte abhanden, sie verlor auch ihre Neugier, ihre Energie. Ihr Körper veränderte sich innerhalb einer Nacht. Ihr Verstand schien durch ein Programm ersetzt worden zu sein.

Alle Bemühungen der seriösen Ärzte und auch der weniger seriösen Wunderheiler, die Onkel Bamba zu Rate zieht, um Fatou zu helfen, scheitern. Die eigene Hilflosigkeit überfordert die Helfer. Onkel Bamba fängt an zu spielen, verprasst alles Geld von Madam Fatou und verfällt ebenfalls in Depressionen, betäubt sie dann mit Alkohol und verschwindet schließlich überstürzt. Zuvor erzählt er Felix noch, dass er in Wahrheit gar nicht der Bruder der Mutter ist. Felix sieht nur noch einen Ausweg für sich. In seiner Not steigt er hinaus aufs Fensterbrett und gerade als er springen will, klingelt es an der Tür: „Guten Abend, ich bin der Heilige Geist.“ Mein Vater stand auf der Schwelle.

Liebe Gemeinde, manchmal passiert etwas im Leben und es gibt plötzlich zwei Welten. Die eigene und die der anderen. Und es scheint keine Tür zwischen diesen Welten zu geben. Nichts geht mehr. Da hilft kein: „Reiß dich zusammen!“, „Kopf hoch, wird schon wieder!“, oder „Es gibt doch auch so viel Gutes, konzentriere dich darauf.“ Von außen betrachtet hat Madame Fatou viel: Einen liebenswerten Jungen, eine Arbeit, die sie erfüllt, und die Gabe, Menschen für sich einzunehmen, in ihnen das Gute zu sehen und sie zusammen zu führen. In ihr selbst aber ist plötzlich nichts mehr von dieser Fülle übrig. Die Traurigkeit legt sich wie eine schwere Decke auf sie und ihr Umfeld. Nimmt Licht, nimmt Luft, erstickt das Leben. Die Quelle ihrer Kraft und Lebensenergie versiegt. Ängstlich zählt sie alles durch. Nur nicht mehr die Kontrolle verlieren! Sie hat sie längst verloren. Welche Auswege gibt es da noch? Wo ist Hilfe? Der Boden unter Felix Füßen ist schmal geworden über diesen Fragen – im wahrsten Sinne des Wortes. Schmal wie ein Fensterbrett. Dann völlig unerwartet: Die Wende von außen. Der Heilige Geist tritt in sein Leben. Was er wohl zu sagen hat?

Lied (Dekanatsband): „Schenke mir Gott, ein hörendes Herz“ (EGplus 140)

Gedankengang 2

„Ich gebe zu, dass ich ein paar Sekunden lang an ein Wunder glaubte: Mama würde geheilt sein, wenn sie den Heiligen Geist sähe. In Filmen sieht man häufig derartige Szenen… Leider haben die Filme ebenso wenig mit dem Leben zu tun wie das Leben mit den Filmen… Mama ließ ihren leeren Blick, der jeden Menschen durchsichtig machte, über ihn gleiten und schenkte dem Heiligen Geist keinerlei Beachtung.“

Der Heilige Geist aber lässt nicht locker. Er besteht darauf, Fatou zurück zu ihrem Ursprung, dem Ort ihrer Kindheit, zu ihren Wurzeln, an die Quelle ihres Lebens zu bringen. Dieser Ort aber liegt nicht in Paris, sondern in Afrika. Im Senegal. „Fatou hat ihre Wurzeln durchtrennt. Sie wollte ihre Geschichte auslöschen. Aber wenn man keine Vergangenheit mehr hat, hat man auch keine Gegenwart mehr, und noch weniger Zukunft.“ Davon ist der Heilige Geist überzeugt. „Man muss sie nach Hause bringen. Wenn sie wiedergeboren werden soll, muss das dort geschehen, wo sie geboren wurde.“

Der Vater begibt sich mit Felix und der Mutter, die nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, auf eine abenteuerliche Reise nach Afrika. Felix gerät dort in eine Identitätskrise. Plötzlich ist er nicht mehr der schwarze Junge unter Weißen, sondern er ist wie die anderen auch. Er sucht nach dem, was bleibt und trägt.  Der Heilige Geist weiß, wo er suchen muss. In der Nacht der größten gesundheitlichen Krise von Fatou, die er nach wie vor liebt, sucht er in der Bibel, im Gebet.

Felix erlebt die Szene so: Ich ging zum Heiligen Geist, der im Schneidersitz unter einer Tamarinde saß. Über eine Bibel gebeugt, einen Rosenkranz in der Hand, murmelte er Gebete. Verblüfft setzte ich mich neben ihn. „Bist du Christ?“ „Ja. Tiefgläubig. Und du?“ Seine Frage verwirrte mich. Ich dachte nach, sah undeutlich mehrere Optionen, zögerte. „Ich weiß nicht…“ „An wen wendest du dich, wenn du Angst hast und wenn du verstehen willst?“ „An Mama.“ Mama war meine Religion.

Als die Mutter nach einer schamanisch anmutenden Behandlung wieder aus ihrer Trance erwacht, ist sie verwandelt. Sie beginnt, in Wolof, ihrer Muttersprache zu sprechen, und erinnert sich an ihre Kindheit und Jugendzeit im Senegal. Plötzlich beginnt sie zu erzählen: „Gouye! Das ist er. Sie deutete mit dem Finger auf einen riesigen Affenbrotbaum… Dieser Baum hat mir das Leben gerettet.“ An den Wurzeln des Affenbrotbaums kehren die Erinnerungen wieder, lange verdrängt, gut weggeschlossen, weil unerträglich. Nicht zu tragen, wenn man leben will. Fatou hatte als junges Mädchen immer gesessen und die Bücher verschlungen, die der Vater ihr mitbrachte. Auch an diesem einen entscheidenden Tag. Als die Soldaten aus dem Nachbarland in ihrem Heimatdorf auftauchten und alle niedermetzelten. Alle Bewohner des Dorfes, ihre gesamte Familie. Sie hatte versucht, ihre Schreie nicht zu hören, den Rauch nicht zu sehen, sich in die Bücherseiten zu flüchten. Aber:  „Als es dunkel wurde, kehrte ich ins Dorf zurück. Am Dorfrand wurde mir klar, dass es kein Albtraum gewesen war. Asche… Glut… Leichen… . Bamba entdeckte das Mädchen mitten in all dem Chaos und versteckt esie unter Lebensgefahr bei sich zu Hause. „Sobald die Gelegenheit sich bot, hat er mich in ein Flugzeug nach Paris gesetzt, wo sein Cousin arbeitete. Das Folgende kennt ihr, weil ihr dabei wart.“

Mithilfe eines Rituals lernt Fatou schließlich loszulassen, die Vergangenheit zu beerdigen, den Toten Ruhe zu geben. Der Abschied vom Senegal naht. Und Felix bekommt vor der Rückkehr nach Paris noch folgenden Rat des afrikanischen Heilers mit auf seinen Weg: „Blicke hinter das Sichtbare. Betrachte das Unsichtbare. Suche den Geist, der alles hinter der Erscheinung erscheinen lässt. Und nähre dich von der Kraft der Welt, die ihr zugrunde liegt. Die unsichtbare Quelle ist überall, immer dort, wo du dich befindest, und du kannst sie fassen. Derjenige, der genau hinschaut, sieht sie schließlich.“

Liebe Gemeinde! An wen wendest du dich, wenn du Angst hast? Fragt der Heilige Geist. Welche Quelle speist dein Leben? Was lässt dich weitergehen, wenn dein Geist und deine Seele gerade verdorren? Diese Fragen sind wie Wegweiser, wie Orientierungspunkte. Wohin führt der Weg und wo ist das Ziel?

Quellen sind Kraftorte. Sie schenken neue Lebenskraft. Kraft für Neuanfänge. Felix und seine Mutter haben einen weiten Weg zurückgelegt, um die Quelle zu suchen. Es können Dinge im Leben passieren, die uns von unseren Quellen abschneiden. Bei Madame Fatou war es das Trauma von Gewalt und Zerstörung und Schuld. Ihre Heimat, ihre Familie, ihre Sicherheit, alles war weg. Irgendwie ging es dennoch weiter. Sogar ganz gut. Jahrelang. Aber der Tod Ihres Nachbarn und der Behördenfehler, der ihre finanzielle Existenz in Frage stellte, der ihr die Kontrolle nahm, die rissen sie um wie ein mächtiger Fluss. Fatou ging unter. Nicht einmal Felix konnte sie noch halten. Beziehungslos, orientierungslos, unendlich traurig und unendlich allein trieb sie durch ihre Tage. Der Heilige Geist aber weiß, was ihr fehlt. Madame Fatou fehlt die Verbindung. Die Verbindung zu ihrer Vergangenheit, die Verbindung zur Welt, in der sie lebt, die Verbindung zu sich selbst. Die Verbindung zu ihren Kraftorten. Sie ist von all dem losgelöst und amit auch losgelöst vom Leben. Kein Wunder, dass alle Kräfte versiegen. Das Einzige, was ihr am Ende helfen sollte, war die Verbindungen wieder herzustellen.

Sind Sie getragen in einem Netz guter Verbindungen? In Verbindung mit Ihren Quellen, und der Kraft die daraus entspringt. Wo würden Sie suchen, wenn die Kraft sie verlässt? Vielleicht auch – bei Gott?

Lied: (Dekantsband): „Lean on me“ (Vortragsstück)

Gedankengang 3

Eric-Emmanuel Schmitt ist Elsässer. Aufgewachsen mit der atheistischen Grundeinstellung seiner Eltern entdeckte er irgendwann den christlichen Glauben für sich. Und begann darüber zu schreiben – über die Religionen dieser Welt, ihren jeweils ganz eigenen Zauber, ihren Blick auf Gott. „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ ist vielleicht das bekannteste davon, mein persönlicher Favorit war immer „Das Evangelium nach Pilatus“. Aber vielleicht kennen Sie auch „Milarepa“, „Oscar und die Dame in Rosa“ oder „Das Kind von Noah“. Sie alle gehören zum „Cycle de l´invisible“, dem Zyklus des Unsichtbaren, dem Eric-Emmanuel Schmidt sich anzunähern versucht – einen Weg, auf den er uns mit poetischen, charmanten, nachdenklichen Texten einlädt.

Und nun also „Felix und die Quelle des Lebens“. Die Suche nach dem Ursprung unserer Lebenskraft. Nach dem, was im Leben trägt. Nennen Sie Zufall. Ich nenne es anders. Vor einigen Wochen erreichte mich ein Anruf. Ein junger Mann wollte sich bei uns taufen lassen. 22 Jahre alt. Ich wusste sofort, ich möchte ihn nicht einladen, heute morgen neben den beiden Babys der dritte Täufling in einem bunten Familiengottesdienst zu sein. Denn der junge Mann hat seine ganz eigene Geschichte. Eine Geschichte die, wie ich in unserem Gespräch erfahren durfte, auch sehr viel mit der Sehnsucht nach einem neuen Anfang zu tun hat. Der Suche nach Kraftquellen.

Dem Gefühl, dass mir die Kraft geraubt wird und manchmal zum Leben fehlt. Und der Sehnsucht, dass der Heilige Geist wie bei Felix den Blick auf das Unsichtbare lenkt und mich zur Quelle führt. Ich wusste sofort, dass ich ihn gerne in diesem Gottesdienst heute Abend taufen möchte. Denn der junge Mann heißt – vielleicht ahnen Sie es: Felix. Und auch er ist auf seiner ganz eigenen Suche nach der Quelle des Lebens. Gott macht das gut, wenn man ihn lässt, nicht wahr?!

Felix, was ich Dir, und was ich uns allen heute Abend sagen möchte ist: Ein Kraftort, der ist in uns gelegt. Mit der Taufe, mit dem Wasser des Lebens. Die Taufe ist eine der wesentlichsten, nachhaltigsten und klarsten Quellen des Lebens. Zu ihr sollten wir gehen, wenn wir Kraft zum Leben und für neue Anfänge suchen. Zu ihr sollten wir zurückgehen, wenn uns der Lebensfluss, in dem wir waten und treiben, umreißt und untertaucht und wir den Boden unter den Füssen verlieren. So wie Martin Luther, der sich immer an seiner Taufe festgeklammert hat, wenn es hoch herging in seinem bewegten Leben. „Ich bin getauft! Ich bin getauft! Ich bin getauft!“ Dieses Bewusstsein, Gottes bedingungslose Gnade, seine Liebe, Jesu Versprechen: Siehe, ich bin euch alle Tage bis ans Ende der Welt, die haben ihn getragen, wenn nichts sonst mehr blieb. Das wünsche ich dir auch, Felix. Dass dir deine Taufe in allem, was ist und in allem, was kommt zur Quelle des Lebens wird. Zu deinem Kraftort. Dass sie dich trägt – ein Leben lang und weit darüber hinaus – in Gottes Ewigkeit.

Ach ja, liebe Gemeinde! Das Buch „Felix und die Quelle des Lebens“ endet übrigens mit dem Satz: „Die Welt gehört denen, die beschlossen haben, nichts zu besitzen.“ Sie gehört enen, die nichts festhalten müssen, weil sie wissen, woher sie alles bekommen, was sie zum Leben brauchen.

Amen.

Und der Friede Gottes…

(Es gilt das gesprochene Wort. In der Predigt finden sich diverse Textauszüge aus dem Roman „Felix und die Quelle des Lebens“ von Eric-Emmanuel Schmitt, München 2021, Penguin Verlag)