Die Blechis auf dem Lebendigen Adventskalender

Am Mittwochabend den 20. Dezember spielten die ‚Blechis‘, zum lebendigen Adventskalender vor der Krippe auf dem Michelstädter Weihnachtsmarkt vier ihrer Weihnachtslieder. Die Blechi’s, das ist der erst vor 1,5 Jahren neugegründete Posaunenchor unserer Gesamtkirchengemeinde Michelstadt. Acht bis zehn Personen stark und generationenübergreifend vertreten. Die meisten der BlechbläserInnen haben ihr jeweiliges Instrument auch erst vor einem Jahr gelernt. Die Darmstädterin Julia Rozanska leitet das Ensemble, welches durch ein Projekt der Kirche finanziert und von der Musikschule Odenwald organisiert wird.

Vikar Christian Feidner hat zwischen den Liedern ein paar Worte über die Kindschaft und das Kindsein verloren. Denn die Lieder lauteten: ‚Ihr kinderlein kommet‘, ‚Morgen Kinder wird’s was geben‘, ‚Alle Jahre wieder‘ und ‚Morgen kommt der Weihnachtsmann‘. Folgende Gedanken wurden weitergetragen:

„Als ich die vier Lieder angeschaut habe, die wir heute Abend spielen ist mir aufgefallen, dass alle Lieder, die wir mit der Kindschaft und dem Kindsein zu tun haben. Ich glaube uns als Gruppe ist es selbst noch nicht so bewusst gewesen. Das ist nicht zufällig, denn es sind ja Advents- und Weihnachtslieder – ein Fest, das besonders auch für Kinder gemacht ist. Mit den tollen Lichtern überall, die die Augen der Kinder zum Leuchten bringen. Mit leckerem Weihnachtsgebäck, das Kinderherzen höherschlagen lässt.

Und in dieser Zeit feiern wir Christen auch die Geburt eines besonderen Kindes. Das Jesuskind, das in der Krippe liegt. Hier jetzt als Geschenk verpackt. Im Jesuskind liegt ja auf den ersten Blick etwas Widersprüchliches.

Gott wird nämlich seit jeher als Wesen gedacht, über das hinaus ein größeres, vollkommeneres und mächtigeres nicht gedacht werden kann. Ein Kind dagegen ist ein Wesen das per Definition noch wächst und reift und von anderen abhängig ist. Im Jesuskind begegnet uns uns aber beides in Einem: Der Allmächtige, Allwissendende und Allgegenwärtige, der offenbart sich in der Gestalt eines Kindes. Gott zeigt sich der Menschheit in seiner Menschwerdung zunächst als Kind. Darin liegt das Mysterium von Weihnachten, das uns, wenn wir wollen, jedes Jahr neu rühren und beschäftigen kann.

Gott offenbart sich als Kind. Der katholische Theologe Klaus von Stosch nennt dies einen „Skandal, der in seiner revolutionären Kraft kaum hoch genug eingeschätzt werden kann […] Es verändere nicht nur unser Denken von Gott, sondern auch unser Denken vom Menschen, ja es stellt eine radikale Umwertung unserer gängigen Wertvorstellungen dar. […] Offenbar darf Macht nicht mehr im Gegensatz zur Schwäche gedacht werden, Vollkommenheit nicht mehr im Gegensatz zur Entwicklungsbedürftigkeit und Größe nicht mehr im Gegensatz zur Kleinheit. […] Nicht der entwickelte große Mensch wird hier in den Mittelpunkt gestellt, sondern der bedürftige und schwache. […] Nicht das Lernen, Leisten und Schaffen steht im Mittelpunkt. Vielmehr ist das Menschsein schon am Ziel im Kind. Bereits hier kann alles da sein, worauf es im Menschsein ankommt.“

Jesus hat mal gesagt (Matthäus 18): „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht in das Reich Gottes kommen“. Vielleicht sollten nicht nur Kinder von uns Erwachsenen lernen. Sondern auch wir Erwachsenen wieder von Kindern. Wie sind Kinder? Der Theologe Karl Rahner schreibt von den Kennzeichen der Kindheit, diese…

  • Geben sich sorglos dem Spiel hin
  • Öffnen sich neugierig dem Leben
  • Lassen vertrauend Über-sich-Verfügen
  • Besitzen den Mut, neue Horizonte, immer neu, immer größer vor sich aufgehen zu lassen
  • die Bereitschaft zur Fahrt ins Unerprobte
  • und haben einfach jenes tiefe und letzte und scheinbar unausgewiesenen Urvertrauen ins Leben

Ich wünsche Ihnen, dass sie in dieser Advents- und Weihnachtszeit dieses Kindsein auch neu für sich entdecken können.“

Dann erfolgte ein Aufruf: Wenn jemand Interesse hätte so ein Instrument (Posaune oder Trompete) zu lernen und beim Ensemble mitzuspielen: Das Projekt läuft noch ein halbes Jahr. Die Hälfte der Unterrichtskosten werden von der Kirche übernommen. Kontakt an c.feidner@zeppelin-university.net